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Walter Kellermann - Bergführer aus Leidenschaft
„Einen Berg können wir niemals bezwingen, doch wir können
viele schöne Berge besuchen!“
Uli Auffermann
Das Flugzeug überfliegt die knapp 3000
m hohen Abruzzen in der Mitte Italiens. Grau
und braun zeigt sich das Gebirge und ruft
lange Gesichter bei einer Gruppe von Berg-
steigern hervor, die zwö lf Tage „Skitouren in
Italien“ gebucht haben. Keine Spur von aus-
reichender Schneelage, und noch bevor der
Flieger landet und die Skienthusiasten ihr
Ziel erreicht haben, ist die Stimmung auf
dem Nullpunkt. Ihr Bergführer W
ALTER
K
ELLERMANN
muss handeln, soll die Tour
nicht zum Fiasko werden. Er erinnert sich:
„In solchen Momenten steht das Gelingen
der ganzen Unternehmung mit einemmal auf
der Kippe. Auf wie vielen Bergen dieser Welt
der Bergführer schon gewesen sein mag,
spätestens jetzt wird es völlig unwichtig. Ich
musste reagieren. Also lud ich die ganze Gruppe zuerst einmal zum Essen ein!
Wein inklusive! Viel Wein! - Die Fahrt in die Abruzzen wu rde dann ein voller
Erfolg. Wir unternahmen wunderbare Wanderungen auf Gipfel und in Schluch-
ten, und ein wenig wird es auch an dem ausgezeichneten Gran-Sasso-Wein
gelegen haben, dass uns das Skifahren am Ende gar nicht mehr so fehlte.“
Diese Begebenheit stellt W
ALTER
K
ELLERMANN
s Fähigkeiten und Einstel-
lung als Bergführer sehr anschaulich dar. „Bergführer sind Animateure, See-
lenklempner und Alleinunterhalter!“, beschreibt er humorvoll deshalb auch die
Anforderungen an seinen Beruf. Klar doch, natürlich geht es vor allem darum,
Menschen in größtmöglicher Sicherheit Erlebnisse und Eindrücke im Gebirge
zu ermöglichen, die sie allein wohl nicht herbeiführen könnten, für sie den Weg
auszukundschaften, objektive Gefahren fernzuhalten und die subjektiven zu
minimieren. Jenseits dessen aber sieht W
ALTER
K
ELLERMANN
seine Aufgaben
ganzheitlicher, versteht sich als Pädagoge, der in der Lage sein muss, eine
Gruppe auch atmosp härisch zusammenzuhalten. Und damit ist er überaus er-
folgreich, genießt höchstes Vertrauen bei seinen Gästen. V ertrauen eben nicht