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Trekking im Himalaya:
Wie es anfing und wie es weiterging
Uli Gruber
„Das wäre doch etwas für unsere Bergwanderer daheim in den Alpen. So
wie wir jetzt mit einigen Sherpas und mit Trägern über die Vorberge des Hima-
laya wandern, die ho hen Eisriesen bewundern, die Menschen mit ihrer Kultur
und die Natur erleben. Man müsste das nur organisieren.“ E
RWIN
S
CHNEIDER
,
der bekannte Alpenvereinskartograph und ich, junger Zoologe und sein Ver-
messungsgehilfe, saßen am Lagerfeuer in einem einsamen Himalayahochtal
und malten uns eine touristische Zukunft Nepals aus, die es damals dort noch
nicht gab. Wir waren im Dezember 1960 und Januar 1961 in der ostnepalischen
Landschaft Solu unterwegs, um die Daten für eine Landkarte zu ermitteln. Sie
sollte die Grundlage für ein später folgendes Forschungsunternehmen sein, das
sich aus den verschiedensten Naturwissenschaften zusammensetzte. E
RWIN
s
Aufgabe war es, photogrammetrische Aufnahmen zu erstellen, meine Pflichten
bestanden darin, nach seiner Anweisung die Vermessungsstative auf unter-
schiedlichen Bergkuppen zu plazieren. Daneben widmete ich mich meinem
Zoologischen Fachgebiet, der Beobachtung von Himalaya-Säugetieren. Wir
reisten im „Expeditionsstil“, begleitet von Sherpas, einer Küchenmannschaft
und zahlreichen Trägern, die unser umfangreiches Gepäck durch die Täler und
über die Berge schleppten. Wir schliefen in Klepperzelten, aßen oft unter frei-
em Himmel, gekocht wurde auf improvisierten Feuerstellen, gelegentlich ge-
nossen wir die Gastfreundschaft der Bergbauern, und wir waren an vielen Orten
die ersten durchreisenden Europäer. Das Thema einer alpin-touristischen Er-
schließung der bis dato weitgehend unbekannten Nepalberge drängte sich gera-
dezu auf.
E
RWIN
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CHNEIDER
kehrte im Februar 1961 nach Europa zurück. Ich hatte –
dank unserer immer noch gefüllten Expeditionskasse – das Glück, bis zum
Frühjahr 1962 in Nepal bleiben und mich ganz meinen Säugetieren widmen zu
können. Meist zog ich allein umher, begleitet von nur wenigen Trägern. Gele-
gentlich traf man jetzt auch schon andere „Westler“, Europäer, Amerikaner,
Australier, aber es waren immer nur einzelne Wanderer, von einem Trekking-
tourismus war überhaupt noch nicht die Rede. Das begann, zumindest im deut-
schen Sprachraum, erst knapp zehn Jahre später und war eng mit dem Namen
Günter Hauser verbunden. Ihn und Günter Sturm (vormals Geschäftsführer des
DAV Summit Club) kann man als die Väter des Trekkingtourismus in Deutsch-
land bezeichnen; denn sie setzten den Gedanken, mit zahlenmäßig begrenzten